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In einem engen gummiartigen Vollkörperanzug, mit einem zwölf Kilogramm schweren Helm auf dem Kopf und der restlichen 65 Kilogramm schweren Ausrüstung am Körper steigen die ausgebildeten Industrietaucher in den Klärschlamm. In dem ca. 40 Grad warmen, zähflüssigen Gemisch aus braunem Wasser und Faulschlamm beseitigen sie Ablagerungen und Feststoffe. Im Auftrag von EURAWASSER sorgen die Spezialisten für den ununterbrochenen Weiterbetrieb der Anlage. Dabei schonen sie die Milliarden kleinen Helfer: Bakterien, die für den Abbau der organischen Stoffe zuständig sind.
Die Umwelttaucher haben den 15 Meter hohen Faulturm der Goslarer Zentralkläranlage zwischen Oker und Vienenburg in 70-Minuten-Schichten mittels Sauger gereinigt. Diese Zeit ist nötig, denn die Taucher können nur sehr langsam wieder auftauchen. Grund sind Stickstoffansammlungen, die sich unter Wasser an den Gelenken bilden. Sie verursachen rheumaähnliche Schmerzen und werden durch langsames Auftauchen abgebaut.
Eine ständige Sprechverbindung zu den Kollegen auf dem Turm und ein Wasserschlauch, mit dem man sich bei Bedarf etwas abkühlen kann, helfen, Ruhe in der vollkommenen Dunkelheit zu bewahren. Als Orientierungshilfe dient die Konsistenz der Umgebung. In der Mitte des Faulturms ist das Schlamm-Wasser-Gemisch am flüssigsten. Je weiter man sich nach außen bewegt, desto fester wird auch der Faulschlamm. Aber auch Hilfsmittel wie quer gelegte Leitern erleichtern die Arbeit.
Dekompressionspausen beim Auftauchen sind auch für Industrietaucher unabdingbar.
„Vor 20 Jahren wurde der Turm das letzte Mal leer gepumpt, gereinigt und saniert“, erläutert Jörg Hinke, Leiter der Technik Wasserwirtschaft beim Kläranlagenbetreiber EURAWASSER. Durch die Ablagerungen verringert sich das Volumen des Faulturms und verzögert somit den Klärvorgang enorm. Durch die neue Reinigungsmethode mit Umwelttauchern kann auf das Abpumpen des gesamten Klärschlamms verzichtet werden. Der Turm bleibt in Betrieb und die Bakterienkultur, die für den mehr oder weniger vollständigen Abbau der organischen Stoffe des Abwassers verantwortlich ist, bleibt erhalten.
Videoimpressionen von der Reinigung eines Faulturms.