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Die indische Industrie hat großen Nachholbedarf beim Wassermanagement. Investitionen in Anlagen, Instandhaltung und Ausbildung von Fachkräften sind das Gebot der Stunde. Grund- und Oberflächenwasser wird in Indien knapp. Allein die Industrie steht für 5 bis 10 Prozent der gesamten Frischwassernachfrage – Tendenz steigend. Gleichzeitig verursachen die Fabriken, Kraftwerke und Raffinerien einen beträchtlichen Teil der Abwassermenge. Mehr als sechs Milliarden Liter pro Jahr sollen davon ungeklärt in umliegende Gewässer fließen. Dem will die neu gewählte Regierung mit der Neuauflage der „Clean Ganga Mission“ nun einen Riegel vorschieben.
So soll der über 2.500 Kilometer lange, aus dem Gleichgewicht geratene heilige Ganges gereinigt und der Industrie sowie Städten und Dörfern das Einleiten von unbehandeltem Grau- und Schwarzwasser in Flüsse und Seen verboten werden. Für diesen ambitionierten Plan wünscht sich die indische Regierung ausdrücklich auch eine deutsche Beteiligung, denn die Bundesrepublik kann umfangreiche Erfahrung auf diesem Feld vorweisen und genießt einen hervorragenden Ruf beim Projektmanagement.
Die Technologie für Frischwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung ist in Indien weitgehend vorhanden. Zahlreiche in- und ausländische Firmen, darunter auch REMONDIS Aqua, tummeln sich auf dem Markt für Ausrüstung und Anlagenbau. Das Zukunftspotenzial ist riesig, allerdings birgt ein Engagement auf dem Subkontinent allein aufgrund dessen Größe Herausforderungen. Anlagen auf dem neuesten Stand der Technik betreiben bislang nur ganz wenige Industrieunternehmen, vor allem multinationale und einige größere einheimische. Die gesetzlichen Vorgaben für die Abwasserbehandlung werden zwar zunehmend strenger und gelten in weiten Bereichen als ausreichend, aber beim Abwasserrecycling beispielsweise ist die Regulierung ungenügend. Das eigentliche Problem ist ohnehin die mangelnde staatliche Durchsetzung der Vorschriften. Insbesondere öffentliche Betriebe entgehen oft dem prüfenden Blick der Behörden, und auch private Firmen finden in dem intransparenten System gelegentlich Wege, die Einhaltung der Normen zu umgehen.
Kleine Betriebe, die etwa 40 Prozent des industriellen Abwassers verursachen, schließen sich beim Wassermanagement mitunter zusammen. Die Regierung unterstützt dies und fördert seit über 20 Jahren „Common Effluent Treatment Plants“. Inzwischen dürfte es rund 250 solcher gemeinsamer Kläranlagen geben. „Deren Betrieb scheitert jedoch häufig an schlechter Instandhaltung und falscher Bedienung“, so Herr Anshuman, Associate Director Water Resources Division des The Energy and Resources Institute. Daraus ergeben sich Chancen für Dienstleister, die beraten oder das vollständige Wassermanagement übernehmen können. REMONDIS Aqua tut dies bereits heute.
Investitionen in Anlagen und die Ausbildung von Fachkräften sind das Gebot der Stunde.
Langfristig wird Indien in das Training von Fachkräften investieren müssen. Spezialisierte Ausbildungsgänge mit praktischer Orientierung gibt es bislang nicht. Vertreter der deutschen Wasserwirtschaft, die Bildungs-GmbH des Deutschen Industrie- und Handelskammertages sowie die deutsche Auslandshandelskammer Indien bereiten nun Weiterbildungen für industrielle Abwasserbehandlung vor. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte BIBS-Projekt (Berufsbildungsexport nach Indien im Bereich Siedlungswasserwirtschaft) arbeitet zudem an einem Aus- und Fortbildungsprogramm für das gesamte Wassermanagement.
Die Remondis Aqua (India) Pvt. Ltd. ist sowohl im kommunalen als auch im industriellen Wassermanagement in Indien aktiv. Von 2012 bis 2014 führte das Tochterunternehmen der REMONDIS-Unternehmensgruppe eine Reihe von Projekten durch, die auf die Verbesserung der Wasser- und Energieeffizienz in der indischen Zuckerindustrie abzielten. Unterstützung erhielt Remondis dabei von der DEG-Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft im Rahmen des develoPPP.de-Programms.
Thomas Block, Geschäftsführer der Remondis Aqua (India) Pvt. Ltd.
Thomas Block: Bei mindestens 80 Prozent der Zuckerkooperativen bestand ein massiver Bedarf in der gesamten Kette des Wassermanagements. Bestehende Anlagen müssten ausgebaut oder es müsste in neue investiert werden. Darüber hinaus fehlt es vor allem am Betriebs-Know-how des Personals. Den Zustand der Ausrüstung sowie die Prozesskenntnis in den privaten Unternehmen würde ich deutlich besser bewerten.
Thomas Block: Die Firmen waren zu Beginn sehr offen. Das Management und vor allem die Ingenieure zeigten zudem großes Interesse daran, sich mit einer ausländischen Firma über neue und moderne Technik auszutauschen.
Thomas Block: Sie zielten vor allem darauf ab, den Wasserverbrauch zu reduzieren. Außerdem haben wir Vorschläge erarbeitet, um Energie zu sparen, angefangen bei effizientem Pumpenbetrieb bis zur Gewinnung von Energie aus organischem Abfall.
Thomas Block: Insbesondere unsere Trainingsmaßnahmen – Theorie und on the job – wurden sehr gut angenommen. Bei der Umsetzung der technischen Maßnahmen scheiterte es häufig am Geld. Außerdem erwiesen sich die Entscheidungsstrukturen und -prozesse im Management der Kooperativen und ein nur wenig ausgeprägtes Umweltbewusstsein als hinderlich.
Thomas Block: Im öffentlichen Bereich ist der Zugang für ausländische Unternehmen trotz des hohen Bedarfs an Betreiber-Know-how noch recht schwierig. Zum Teil sind die Vergabeverfahren intransparent und die Zahlungsmoral ist schlecht. Beim Wassermanagement für größere private Firmen ergeben sich jedoch bereits heute sehr gute Chancen. Im Prinzip müssen sämtliche Industriebereiche in naher Zukunft stark investieren. Insbesondere in einigen sehr dynamischen Konsumgüterbranchen erwarten wir eine kräftige Nachfrage. Dazu zählen die Nahrungsmittelverarbeitung oder Pharmaindustrie.