Artikel versenden
Bitte füllen Sie alle Felder mit * aus und klicken Sie anschließend auf "Formular absenden".
Das Recycling von PET-Flaschen spart Rohstoffe und ist eine wirkungsvolle Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel. Über die Entwicklungen auf diesem Gebiet sprach REMONDIS aktuell mit Prof. Dr.-Ing. Thomas Rieckmann von der Technischen Hochschule Köln. Er zählt zu den Pionieren des PET-Recyclings und befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit dem Thema, unter anderem als Forschungs- und Entwicklungsleiter in der Kunststoffindustrie.
Thomas Rieckmann: Ein entscheidender Pluspunkt ist der geringere spezifische Energiebedarf bei der Herstellung und damit der insgesamt kleinere CO2-Fußabdruck. Darüber hinaus wird der Kunststoffabfall auf Deponien reduziert. In der EU landen immer noch etwa 31 Prozent der Kunststoffabfälle auf Deponien. Ein Verbot der Deponierung gilt nur in wenigen Ländern der EU.
Thomas Rieckmann: Im Vergleich zu Polyolefinen wie beispielsweise PP ist PET ein sehr anspruchsvoller Stoff in der Verarbeitung. Aufgrund seiner Eigenschaften lassen sich jedoch die ursprünglichen Gebrauchseigenschaften wieder gut herstellen. Bei Polyolefinen wie PVC, PE oder PP ist dies wegen der technisch irreversiblen chemischen Reaktionen nicht möglich. Produkte aus diesen recycelten Kunststoffen haben in der Regel schlechtere Gebrauchseigenschaften als Produkte aus Neuware.
Thomas Rieckmann: Ja, das ist technisch machbar. Wir entwickeln zum Beispiel aktuell an der TH Köln einen Prozess zur Herstellung der PET-Molekülbausteine DMT und EG aus bunt gemischten PET-Abfällen. Dabei ist es möglich, jede Farbe, auch weiße Flaschen oder braune Mehrlagen-Flaschen, als Rohstoff einzusetzen.
Ob die Abtrennung von PET aus dem Gelben Sack oder der Gelben Tonne sich wirtschaftlich darstellen lässt, ist eine Frage des jeweils dort landenden PET-Anteils. Zudem hängt dies auch wesentlich von der Entwicklung der Rohölpreise ab.
Der Weg von der recycelten Gebrauchtflasche zur neuen PET-Flasche gehört heute zum Stand der Technik.
Thomas Rieckmann: Produkte aus recycelten PET-Flakes sind vor allem Getränkeflaschen, Folien, Filamente, Stapelfasern und Umreifungsbänder.
Thomas Rieckmann: Das ist abhängig von den Preisen für die PET-Monomere, also den chemischen Grundbausteinen des Kunststoffs, sowie von den Energiekosten. PET verdrängt seit Jahren andere Verpackungsmaterialien für Lebensmittel und Getränke wie Wasser, Softdrinks, Bier, Milch oder Wein. Damit ist weiterhin mit einem steigenden Anteil an PET beim Recycling zu rechnen.
Thomas Rieckmann: Schon aus physikalisch-chemischer Sicht ist ein endloses Recycling nicht möglich. Die PET-Chemie kann durch ein Netzwerk von insgesamt elf chemischen Reaktionen beschrieben werden. Einige dieser Reaktionen, die zum thermischen Abbau und zur Verfärbung führen, sind leider irreversibel und somit nicht umkehrbar. Nur die Hauptreaktionen der PET-Synthese lassen sich vollständig umkehren. Damit sind vollständig geschlossene Material- bzw. Recyclingkreisläufe nicht möglich. Nach dem Stand der Technik benötigt man für einen geschlossenen Materialkreislauf von der Flasche zur Flasche einen Anteil an PET-Neuware von ca. 40 bis 50 Prozent.
Thomas Rieckmann: Wenn ich in meine Glaskugel schaue, sehe ich mittelfristig einen weiteren Anstieg der Nutzung von recyceltem PET für Getränkeflaschen und andere Lebensmittelverpackungen. Sollte es in Zukunft möglich sein, die Terephthalsäure (TPA) durch ein Monomer aus nachwachsenden Rohstoffen zu ersetzen, wird es einen weiteren Wachstumsschub für Lebensmittelverpackungen aus Polyestern geben.
„Ein entscheidender Pluspunkt ist der geringere spezifische Energiebedarf bei der Herstellung und damit der insgesamt kleinere CO2-Fußabdruck.“
Spezialist für PET-Recycling: Prof. Dr.-Ing. Thomas Rieckmann, Institut für Anlagen- und Verfahrenstechnik an der Technischen Hochschule Köln