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Ist es möglich, Asbestsanierungen an 350 °C heißen Rohrleitungen auf einer Rohrbrücke durchzuführen? Diese Frage stellte ein Kunde an BUCHEN UmweltService. In einem außergewöhnlichen Sonderprojekt nahm BUCHEN in Zusammenarbeit mit der Schwestergesellschaft XERVON diese Herausforderung an. Mit Erfolg: Aufsetzend auf ein komplexes Sicherheits- und Sanierungskonzept wurde bei einer umfangreichen Probesanierung mit anschließender Neuisolierung bewiesen, dass eine derartige Sanierung unter Extrembedingungen durchführbar ist – in Deutschland ein Novum.
Lange Zeit kam bei der Isolierung von Anlagenbereichen Asbest zum Einsatz, verbaut in Rohrummantelungen und Flächenisolierungen. Noch heute verfügen viele Unternehmen über derartige Anlagenteile und wollen die veraltete Isolierung gern loswerden. Schließlich gibt es längst leistungsstärkere Materialien mit klaren Vorzügen in puncto Energieeffizienz. Hinzu kommt, dass die allgemeine Asbestproblematik immer drängender alternative Lösungen fordert. Eine Sanierung erschließt somit nicht nur wirtschaftliche Vorteile. Sie passt vorhandene Infrastrukturen auch an neueste technische Normen an und sorgt dafür, dass Standorte zukunftsfähig sind.
Da es sich um schwachgebundene Asbestprodukte handelt, erfordert bereits der Normalfall sehr hohe Schutzmaßnahmen. Durch die Kombination Asbest und Hochtemperatur steigt der Schwierigkeitsgrad signifikant an.
Behördliche Referenzdaten zu einer solchen Aufgabenstellung lagen bisher in Deutschland nicht vor. Dies verlieh dem Sanierungsprojekt von Beginn an einen Sonderstatus. Entscheidend war insbesondere, wie es gelingen kann, trotz der extremen Rahmenbedingungen höchste Sicherheit und geringe Belastungsgrade für die ausführenden Mitarbeiter zu gewährleisten.
Die Vitalfunktionen der Mitarbeiter – Körperkerntemperatur und Puls – wurden kontinuierlich in Echtzeit kontrolliert und über Gesundheitsprotokolle festgehalten
Sanierungen dieser Art sind nur realisierbar, wenn im Vorfeld entsprechende Grundlagenarbeit erbracht wird. Genau dies haben BUCHEN und XERVON geleistet. Zu Beginn erarbeiteten die beiden REMONDIS-Gesellschaften ein umfassendes HSE-Konzept für den Arbeitsschutz sowie weitere spezielle Sicherheitsmaßnahmen. Auf dieser Basis und nach umfangreichen erforderlichen Behördenabstimmungen erteilte der Kunde den Auftrag. Dies war der Auftakt für den nächsten Schritt: eine Probesanierung in einem festgelegten Bereich einer Rohrbrücke mit Rohren von DN 150 bis DN 350 und zugehörigen Bögen.
Im Herbst 2016 wurden Teilstücke der zu sanierenden Rohrbrücke geöffnet, um wesentliche Basiswerte zu erheben. Im Fokus standen Erkenntnisse zum genauen Zustand der alten Dämmschicht sowie Informationen zu maximalen Faserkonzentrationen und Oberflächen- und Strahlungstemperaturen.
Mit dem BUCHEN/XERVON-Konzept lässt sich eine Sanierung auch bei hohen Rohrleitungstemperaturen durchführen – die Produktionsanlage kann uneingeschränkt in Betrieb bleiben
Ein besonderer Fokus lag auf der Überwachung der Vitalfunktionen eingesetzter Mitarbeiter. Im Einsatz trugen die Mitarbeiter daher spezielle Schutzausrüstungen mit hoher Barriereleistung, Schutzanzug und Atemschutzgerät inklusive. Die Vitalfunktionen – Körperkerntemperatur und Puls – wurden kontinuierlich in Echtzeit kontrolliert und über Gesundheitsprotokolle festgehalten. Die Arbeiten liefen unter ständiger Kontrolle eines Arbeitsmediziners. Für zusätzliche Sicherheit sorgten permanente Messungen wesentlicher arbeitsplatzbezogener Daten, darunter Luftfeuchtigkeit, Raumtemperatur und Oberflächentemperatur der Schutzanzüge.
Ohne umfassende Erhebungen im Vorfeld kam eine Realisierung der Sanierungspläne nicht in Frage.
In Simulationen, die durchgängig von Messungen begleitet wurden, erprobte BUCHEN in Frage kommende Methoden, Materialien und Equipments. Dabei ging es zum Beispiel darum, das beste Reinigungsverfahren und die bestgeeignete Hitzeschutzkleidung herauszufinden, aber auch um Einsatzmöglichkeiten von vorgefertigten Glove-Bags – versiegelten Arbeitsumgebungen, die den direkten Tätigkeitsbereich vom Umfeld abtrennen.
Die bei der Probesanierung gewonnenen Erkenntnisse ergaben, dass eine Asbestsanierung an 350 °C heißen Rohrleitungen unter Beachtung hoher Schutzmaßnahmen und rigider Einsatzzeiten durchführbar ist. Mit den entsprechenden Vorkehrungen wird sie von den Mitarbeitern nicht als außergewöhnlich belastend wahrgenommen. Damit war der Weg frei für umfassendere Sanierungsarbeiten an den Rohrbrücken – immer unter Berücksichtigung der notwendigen Behördenabstimmung.
Für die komplette Ab- und Neuisolierung ist beim Kunden ein Zeitraum von bis zu vier Jahren eingeplant. BUCHEN und XERVON erbringen dabei die Gewerke Sanierung, Gerüstbau und Isolierung. Fazit: Der Kunde profitiert bei diesem Konzept von einer Komplettlösung aus einer Hand auf höchstem Niveau und mit maximaler Berücksichtigung der Faktoren Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit auf Grundlagen der Vorgaben der TRGS 519.
Nicht immer ist es möglich, Anlagenteile für eine Sanierung in kaltem Zustand außer Betrieb zu nehmen.