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Die Zukunft steht vor der Tür und stellt die Menschheit vor große Herausforderungen. Im Jahr 2050 werden Hochrechnungen der UN zufolge bis zu 10 Milliarden Menschen den Planeten bevölkern. Gleichzeitig wächst die globale Mittelschicht und damit der Pro-Kopf-Rohstoffverbrauch exponentiell an. Während Europäer heute im Durchschnitt bereits 22 Tonnen pro Kopf jährlich verbrauchen, liegt der Materialverbrauch der Chinesen aktuell bei knapp 12 Tonnen. Demgegenüber verbrauchen Menschen auf dem indischen Subkontinent im Durchschnitt lediglich 4 Tonnen, doch auch hier ist die Tendenz stark steigend.
Die Menschheit verbraucht heute schon die Ressourcen von 1,7 Planeten Erde.
Bereits heute lebt die Menschheit von der Substanz. Der jedes Jahr ermittelte Erdüberlastungstag, an dem alle nachwachsenden Rohstoffe eines Jahres verbraucht sind, lag im Jahr 2017 am 1. August. Die Menschheit verbraucht also heute schon die Ressourcen von 1,7 Planeten Erde. Die einfache Wahrheit ist, dass der Rohstoffbedarf der Zukunft nicht mehr mit sogenannten Primärrohstoffen zu decken ist. Wollen wir als Menschheit in Zukunft fair und in friedlicher Kooperation gemeinsam überleben, bleibt nur eine Quelle: Recyclingrohstoffe!
Technisch und wirtschaftlich gesehen gibt es keinen Grund mehr, Recyclingrohstoffe als zweite Wahl zu betrachten. Und schon gar nicht im Hinblick auf Umweltaspekte, Klimaschutz und soziale Verträglichkeit, denn bei genauem Hinsehen entpuppen sich Metalle, Papier, Kunststoffe, mineralische Baustoffe, chemische Grundstoffe und sogar Energie und Wärme aus dem Recycling als weit überlegen und damit als erste Wahl.
Egal wie oft man Metalle einem Schmelzprozess unterzieht, sie bleiben einfach immer dieselben Metalle ohne jegliche qualitative Einschränkungen. Selbst Materialien wie Papier und Kunststoff lassen sich effizient mehreren Recyclingprozessen unterziehen und bieten auf jeder Stufe ihres Lebenszyklus für definierte Produktgruppen das ideale, weil nachhaltige Ausgangsmaterial.
Mit einem gewissen Stolz wird heute zwar verkündet, dass das produzierende Gewerbe hierzulande bereits 14 Prozent des Rohstoffbedarfs aus Recyclingprozessen deckt. Angesichts der Klima- und Umweltproblematik müsste die eigentliche Frage aber lauten: Warum nur so wenig?
Mit ihrer Produktion ist so gut wie kein Landschaftsverbrauch verbunden. Niemand muss erst riesige Löcher in die Landschaft graben, um 500 Tonnen Kupfererz zu fördern, aus denen dann gerade einmal eine Tonne hochreines Kupfer gewonnen wird. Die gleiche Menge findet sich in gut 10 Tonnen Elektroaltgeräten.
Um Kupfer, Aluminium, Eisen und andere Metalle aus Erzen zu gewinnen, benötigt man enorme Energiemengen mit entsprechendem CO2-Ausstoß. Dieselben Rohstoffe in identischer Qualität können mit einem Bruchteil der Energie aus Recyclingprozessen gefördert werden. Für die Kunststoffproduktion werden jährlich bis zu 8 Prozent der verarbeiteten Rohölmenge in Europa verbraucht. Für Recyclingkunststoffe ist das nicht nötig. Zieht man noch die erheblich kürzeren Transportwege in Betracht, zeigt sich die nachhaltige Überlegenheit aller Recyclingrohstoffe in Bezug auf den Klimaschutz.
Wer seine Rohstoffe aus der heimischen Quelle Abfall bezieht, verringert den ökologisch wie sozial oft katastrophalen Raubbau in instabilen Herkunftsländern mit ihrem starken sozialen Gefälle und ihren laschen Umweltgesetzen. Recyclingrohstoffe sind Rohstoffe ohne Kinderarbeit und Ausbeutung.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, das gilt auch für den Preis von Öl und anderen Rohstoffen. Steigende Bevölkerungszahlen machen Effizienzgewinne mehr als wett – der sogenannte Reboundeffekt. Wer auch morgen noch kostengünstig und nachhaltig produzieren will, muss sich in zunehmendem Umfang aus umweltfreundlichen, heimischen Quellen bedienen.
Mittelfristig hängt die Überlebensfähigkeit eines Industriestandorts von der Verfügbarkeit bezahlbarer Rohstoffe ab, die möglichst ohne unnötige Umwelt- und Klimabelastung gefördert werden sollten. Dies gilt allemal für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland, das gleichzeitig höchste Umweltstandards bei der Produktion voraussetzt. Hier sind Recyclingrohstoffe die einzig veritable Quelle für eine nachhaltigere Zukunft.
Eine sinnvolle Ökodesignrichtlinie sollte die Verwendung von nachhaltigen Rohstoffen zur Bedingung machen. Langfristiges Ziel muss es sein, dass die Industrie im Hinblick auf ihre eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen die zunehmende Verwendung von Recyclingrohstoffen in ihren Produkten öffentlich und mit Stolz kommuniziert. Denn umweltbewusste Verbraucher werden wissen wollen, ob ihr Produkt sauber, nachhaltig und klimafreundlich produziert worden ist. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, gibt es nur ein Mittel: Recyclingrohstoffe!