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Deutschland verfügt kaum über nennenswerte Energiequellen und ist besonders beim Erdgas in hohem Maße von Russland abhängig. Die Bundesrepublik verbraucht jedes Jahr etwa 900 Terawattstunden Erdgas, von denen mehr als 800 Terawattstunden importiert werden müssen. Knapp 39 Prozent des Gases, nämlich 315 Terawattstunden liefert Russland. Nicht erst seit dem Ausbruch der Ukraine-Krise denken Energieexperten, Politiker und die Privatwirtschaft deshalb darüber nach, wie man diese Abhängigkeit mittelfristig reduzieren kann. Experten des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesysteme (IWES) haben im Rahmen einer aktuellen Studie einige Möglichkeiten identifiziert, darunter auch Biomethan als Ersatz für Erdgas. RETERRA geht diesen Weg bereits heute.
Im Jahr 2007 gab die Bundesregierung das Ziel aus, bis zum Jahr 2030 eine Energiemenge von 108 Terawattstunden aus Biogas selbst zu produzieren. Davon ist Deutschland zwar noch weit entfernt, dennoch sind sich die Experten einig, dass Biogas zumindest den Rückgang der deutschen Erdgasförderung anteilig kompensieren könnte. Passend zu diesem Vorhaben hat RETERRA, einer der führenden Aufbereiter und Verwerter von biologischen Reststoffen in Deutschland, am 30. April eine neue Vergärungsanlage auf dem Gelände des bestehenden Kompostwerks in Coesfeld eröffnet.
Ergänzend dazu hat die Gesellschaft des Kreises Coesfeld zur Förderung regenerativer Energien mbH (GFC) eine Anlage zur Aufbereitung des entstehenden Biogases gebaut. Die Anlage der GFC reinigt das Biogas von Begleitstoffen und konzentriert den Methangehalt des Gases von circa 56 Prozent auf über 97 Prozent. Somit entsteht Gas mit Erdgasqualität. Dieses Gas wird dann ins Netz eingespeist. Beide Anlagen entsprechen dem neuesten Stand der Technik und leisten einen wertvollen Beitrag zur Energiewende. Bislang wurden die Bioabfälle in einer konventionellen Kompostierungsanlage im Kompostwerk der RETERRA West GmbH & Co. KG am Standort Coesfeld-Hoeven verarbeitet. Vor dem Hintergrund der gestiegenen Herausforderungen durch die Energiewende und der Notwendigkeit, energetische Lieferabhängigkeiten zu reduzieren, wurde das Konzept für die Verarbeitung der Biomasse geändert. Im Zuge dieser Änderungen hat die RETERRA West GmbH & Co. KG zusätzlich eine Biogasanlage mit einer Durchsatzmenge von 40.000 Tonnen gebaut, in der überwiegend Bioabfälle aus der Biotonne verarbeitet werden.
Die übrigen Bio- und Grünabfälle werden zusammen mit den Gärresten aus der Biogasanlage weiterhin im Kompostwerk Coesfeld kompostiert. Diese Anlage hat eine Gesamtkapazität von 68.000 Tonnen. Auch die Kompostanlage wurde komplett umgebaut und den aktuellen Ansprüchen an den Emissionsschutz entsprechend Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSCHG) angepasst. Das Biogas aus der Biogasanlage wird vollständig an die GFC vermarktet. Insgesamt sollen hier pro Jahr mehr als 20 Millionen Kilowattstunden Gas produziert werden.
Es gibt bislang nur wenige Anlagen in Europa, die Biogas in Erdgasqualität herstellen können. Das könnte sich bald ändern.
Die von der GFC parallel gebaute Biogasaufbereitungsanlage reinigt das Biogas von CO2, Schwefel und Wasser, so dass am Ende ein sauberes Gasgemisch in Erdgasqualität produziert wird. Dieses Gas wird dann in die Überlandleitung der Thyssen Gas eingespeist und reduziert direkt in vollständiger Form den Bedarf an Erdgas aus natürlichen Vorkommen sowie die damit verbundenen geopolitischen Abhängigkeiten. Bisher gibt es nur sehr wenige Anlagen in Europa, die aus Abfall Gas in Erdgasqualität herstellen. RETERRA und GFC leisten mit ihrer Investition einen wichtigen Beitrag für die klimaschonende Energieversorgung der Zukunft.
„Biogas in Erdgasqualität kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Abhängigkeit von Russland bei der Lieferung von Energieträgern in Zukunft zu reduzieren.“
Aloys Oechtering, Geschäftsführung RETERRA
RETERRA, eine 100-%-Tochtergesellschaft von REMONDIS, übernimmt, verarbeitet und verwertet biologische Rohstoffe und bereitet sie zu Qualitätsprodukten auf. Hierzu gehören Materialien wie Grünschnitt oder kompostierbare Haushaltsabfälle, aus denen unter anderem gütegesicherte Komposte hergestellt werden. Darüber hinaus übernimmt RETERRA auch biologische Reststoffe wie Lebensmittelreste und führt sie je nach Eignung der Nutzung Biogasanlagen oder der Futtermittelproduktion zu. Klärdünger für den Einsatz im Ackerbau und umweltschonender Brennstoff aus Biomasse runden das Portfolio ab.