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Während sich in Karlsruhe die Diskussion um die Einführung einer Biotonne zuspitzt, geht man im Rhein-Neckar-Kreis mit der Errichtung einer Biogasanlage bereits den nächsten Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Die Diskussion um die separate Erfassung biologischer Abfälle, die bereits seit 2015 gesetzlich vorgeschrieben ist, verläuft in die unterschiedlichsten Richtungen. Die einen erkennen das Potenzial der steigenden Mengen an Bioabfällen, während die anderen weiterhin tapfer gegen den grünen Strom schwimmen. REMONDIS beteiligte sich zuletzt an der Errichtung von zwei weiteren Biogasanlagen.
Die Geduld des baden-württembergischen Umweltministeriums scheint am Ende zu sein: Das Ministerium hat einerseits dem Landkreis einen Entwurf für eine Anordnung zur getrennten Sammlung von Bioabfällen zugesandt. Andererseits, und das ist neu, richtet sich die Drohung auch an den zuständigen Abfallverwerter, der die Restabfälle des Landkreises thermisch behandelt. Das Umweltministerium fordert zum einen, die getrennte Erfassung von Bioabfällen bis spätestens 1. Januar 2020 sicherzustellen. Zum Zweiten fordert es von dem beauftragten Restabfallverbrenner, nach diesem Stichtag keine Restabfälle mehr anzunehmen, solange der Kreis das Kreislaufwirtschaftsgesetz nicht erfülle. Jeder Abfallbehandler sei gesetzlich verpflichtet, den Abfall möglichst hochwertig zu verwerten, dies sei bei Bioabfällen, die in der thermischen Verwertung enden, nicht der Fall. Ein solches Vorgehen gegen Landkreis und Betreiber von Müllverbrennungsanlagen ist Neuland in der Verwaltungspraxis. „Wir sind davon überzeugt, dass dies ein juristisch zulässiger und notwendiger Weg ist, um auch im Landkreis Karlsruhe einen rechtmäßigen Zustand zu erreichen“, ist sich Umweltminister Unterseller sicher.
„Die zusätzlichen Kapazitäten ermöglichen eine ortsnahe Verwertung von Bioabfall direkt im Rhein-Main-Gebiet und vermeiden Transporte in Anlagen außerhalb von Hessen.”
Benjamin Scheffler, FES-Geschäftsführer
Keine 60 Kilometer weiter nördlich gab der Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises kürzlich grünes Licht für die Errichtung einer neuen Bioabfallvergärungsanlage der AVR Bioterra. Ausschlaggebend dafür war nicht zuletzt, dass die REMONDIS Südwest GmbH seit Mai zu 49 Prozent an der AVR Bioterra beteiligt ist. Zu einem vertraglich vereinbarten Festpreis wird REMONDIS die Bioabfallvergärungsanlage als Generalübernehmer errichten. Als Geschäftsführer fungieren künftig Siegfried Rehberger seitens REMONDIS, der die technischen Belange verantwortet, und Peter Mülbaier für den kaufmännischen Bereich, der auch Sprecher der neuen Öffentlich-Privaten Partnerschaft ist. „Wir freuen uns, bei diesem großartigen Projekt unsere Erfahrungen als größtes Recyclingunternehmen in Deutschland mit einzubringen“, sagte Siegfried Rehberger bei der Vertragsunterzeichnung. Die jährlich im Rhein-Neckar-Kreis gesammelten Mengen an Bioabfall weisen seit Jahren rasante Steigerungsraten auf. Von rund 7.000 Tonnen im Jahr 2011 stieg die Menge 2015 auf rund 47.000 Tonnen, für die kommenden Jahre werden bis zu 60.000 Tonnen prognostiziert. Mit der Bioabfallvergärungsanlage erschließt der Kreis gemeinsam mit REMONDIS die neuen ökologischen und ökonomischen Potenziale.
Siegfried Rehberger, Geschäftsführer REMONDIS Südwest, Landrat Stefan Dallinger, Peter Mülbaier, Geschäftsführer AVR UmweltService, Thomas Drewer, Geschäftsführer REMONDIS Südwest, bei der Vertragsunterzeichnung
Aus den Frankfurter Bioabfällen wird in Zukunft erstmals Biomethan gewonnen. Die Rhein-Main Biokompost GmbH (RMB), eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von FES, investiert gemeinsam mit Frankfurts größtem Energieversorger Mainova in die Aufbereitung von Rohbiogas zu Biomethan und dessen Einspeisung ins Gasversorgungsnetz. Dafür wird zum einen die Bioabfallbehandlungsanlage der RMB erweitert. Die Kapazität von 123.000 Tonnen pro Jahr wird damit fast verdoppelt.
„Die zusätzlichen Kapazitäten ermöglichen eine ortsnahe Verwertung von Bioabfall direkt im Rhein-Main-Gebiet und vermeiden Transporte in Anlagen außerhalb von Hessen“, sagt FES-Geschäftsführer Benjamin Scheffler. Der Energieversorger Mainova baut zudem die neue Anlage zur Aufbereitung des Rohbiogases, die Anfang 2018 in Betrieb genommen werden soll. Das auf Erdgasqualität angereicherte Biomethan wird dann direkt ins Frankfurter Gasnetz eingespeist. „FES und Mainova treiben mit der Umwandlung von Bioabfällen in klimaneutrales Erdgas die Energiewende vor Ort voran“, betont Norbert Breidenbach, Vorstandsmitglied der Mainova AG. Die RMB bleibt nach der Aufbereitung Eigentümerin des Gases und wird dieses vermarkten. Biomethan ist im Gegensatz zu Erdgas kein fossiler, sondern ein regenerativer Brennstoff. Mit der Verdoppelung der Anlagenkapazität der RMB und der gestiegenen Nachfrage nach Biomethan ist die Direkteinspeisung des zu Biomethan aufbereiteten Rohbiogases nicht nur ökologisch, sondern auch endlich ökonomisch sinnvoller als dessen Verstromung.
Detaillierte Informationen zu den Vorteilen Öffentlich-Privater Partnerschaften wie bei FES und AVR Bioterra finden Sie in der REMONDIS AKTUELL Sonderausgabe ÖPP.