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Jeden Freitag demonstrieren Schülerinnen und Schüler in den westlichen Ländern nach dem Vorbild der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg für einen konsequenteren Klimaschutz. Dabei beweist die Fridays-for-Future-Bewegung mit ihren griffigen Slogans durchaus viel Sinn für Humor. Auf Plakaten liest man Sprüche wie „Die Zukunft der Erde ist aussichtsloser als mein Mathe-Abi!“ oder „Heutzutage hätte die Titanic nicht das geringste Problem!“. Weder der Fridays-for-Future-Bewegung noch der breiteren Öffentlichkeit scheint allerdings der Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Recycling bewusst zu sein. Auch auf politischer Ebene ist die Erkenntnis über das enorme Klimaschutzpotenzial einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft nicht sehr verbreitet. REMONDIS hat sich verschiedene Studien und Berechnungen, unter anderem auch des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), angeschaut und leitet daraus sowie aus eigener Erfahrung mit stofflichem Recycling eine vielversprechende These ab. Neben der bereits laufenden Energiewende und der Mobilitätswende wäre ein konsequentes europäisches Deponieverbot für unbehandelte Abfälle eine der wirkmächtigsten Einzelmaßnahmen zur Erreichung der Pariser Klimaziele.
Im Dezember 2015 hatten sich 195 Länder auf einer gemeinsamen Klimaschutzkonferenz in Paris auf ein allgemeines, rechtsverbindliches und weltweit geltendes Klimaschutzübereinkommen geeinigt. Das Pariser Abkommen gilt als Weiterentwicklung des im Jahr 2005 in Kraft getretenen Kyoto-Protokolls zur Festlegung verbindlicher Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern. Der in Paris festgeschriebene neue globale Aktionsplan hat das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter
2 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, um die zu erwartenden Großschäden durch den Klimawandel noch zu verhindern und negative Folgen abzumildern.
Rechnet man das in Deutschland durch Deponieverbot und Recycling Erreichte auf Europa oder sogar die Welt um, könnte der Klimawandel verlangsamt, wenn nicht gar gestoppt werden.
Spätestens seit der Einigung von Paris werden in den meisten Industrienationen mehr oder weniger umfangreiche Maßnahmen ergriffen, den CO2-Ausstoß zu verringern. Dabei hat man sich von Anfang an auf die Energieerzeugung und den Mobilitätssektor konzentriert. Doch im Juni 2019 schlug diese Meldung in den Medien wie eine Bombe ein: „EU-Gipfel erteilt Klimaziel 2050 eine Absage.“ Die Energieversorgung, die von Öl, Kohle und Gas weitgehend auf Wind, Sonne, und Biokraftstoffe umgestellt werden sollte, war nicht ausreichend für das angestrebte Klimaschutzziel. Auch optimal gedämmte Häuser und effiziente und emissionsarme Elektromobilität können das Versprechen nicht halten.
Werner Hoyer, Präsident der Europäischen Investitionsbank
Bei der Suche nach Lösungen wurde offenbar das riesige Potenzial des Recyclings schlichtweg übersehen. Dabei wäre schon eine Erhöhung des Rezyklateinsatzes der Industrie von derzeit knapp
15 Prozent auf 30 Prozent alleine in Deutschland mit einer CO2-Einsparung von 60 Millionen Tonnen verbunden, was rund einem Drittel des Potenzials der erneuerbaren Energien entspricht.
Recycling spielt in der Klimadebatte noch immer eine untergeordnete Rolle.
Will die Menschheit die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad Celsius beschränken, dürfen nur noch
420 Gigatonnen CO2 ausgestoßen werden. Beim derzeitigen Emissionsniveau und angesichts der Langsamkeit globaler Klimaschutzmaßnahmen ist dieses Budget in zehn Jahren aufgebraucht. Der Aktionsplan der EU-Kommission für die Kreislaufwirtschaft und die Legislativvorschläge für den Umgang mit Abfällen deuten in eine vielversprechende Richtung.
Unter der überwältigenden Mehrheit der Wissenschaftler herrscht dank der empirischen Faktenlage Konsens, dass der Verursacher des gemessenen Temperaturanstiegs und seiner katastrophalen Auswirkungen der Mensch ist. Dies haben unter anderem die Analysen von Eisbohrkernen aus der Antarktis und Grönland ergeben. Die Fakten im Einzelnen:
Schlüsselelemente des überarbeiteten Vorschlags für die Abfallbewirtschaftung in der Europäischen Union sind unter anderem
Am 6. Juni erschien im deutschen Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL ein Artikel mit dem Titel „Methan – die unterschätzte Gefahr“. Darin kommen zwei Klimaforscher des National Institute of Water and Atmospheric Research in Wellington, Neuseeland, zu dem Schluss, dass die „Emissionen von Methan in der öffentlichen Wahrnehmung noch völlig unterrepräsentiert“ seien. Dies sei umso erstaunlicher, da die klimaschädliche Wirkung des Spurengases diejenige von Kohlendioxid um das 25-Fache übertrifft und seine Konzentration in der Luft rasant ansteigt. Als Verursacher definieren die Forscher alle Prozesse, bei denen sich organisches Material unter Luftabschluss zersetzt, wie zum Beispiel die Massentierhaltung, die Forstwirtschaft und Klärwerke. Ausdrücklich werden in der Studie auch Mülldeponien als wesentliche Methanquellen genannt.
Methan ist 25-mal schädlicher als CO2 und damit der
Klimakiller Nr. 1.
Auch in der aktuellen Analyse des Weltklimarats IPCC, welche die Chancen für eine Begrenzung des Klimawandels auf 1,5 Grad Celsius bis 2100 im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auslotet, spielt Methan eine große Rolle. Der Report stellt fest, dass die Methanmenge in der Atmosphäre zwischen 2010 und 2050 um 35 Prozent sinken müsste, um das Klimaziel zu erreichen.
Und genau hier kommt die Kreislaufwirtschaft ins Spiel, denn mit dem Verbot der Deponierung von Abfällen mit organischer Anhaftung kann der Ausstoß entscheidender Mengen des Klimakillers Methan von vornherein verhindert werden. Vorbild für diese Maßnahme ist ein deutsches Gesetz, das im Jahr 2005 in Kraft getreten ist, die Technische Anleitung Siedlungsabfall, kurz TaSi. Obwohl ursprünglich die Förderung des stofflichen Recyclings und nicht die Reduktion von Treibhausgasen im Vordergrund der TaSi stand, ist der erwünschte Nebeneffekt gut belegt. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) beziffert den Effekt des stofflichen Recyclings und des Deponieverbots in seiner Statusanalyse „Abfallwirtschaft in Deutschland 2018“. Dort heißt es: „Seit 1990 wurden so die jährlichen Emissionen aus der Abfallwirtschaft um rund 56 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente reduziert. Ein Kohlendioxid-Äquivalent beschreibt die Erwärmungswirkung eines Treibhausgases im Vergleich zu derjenigen von Kohlendioxid. Durch diese Reduzierung werden mehr als 20 Prozent der international zugesicherten ‚Kyoto-Ziele‘ Deutschlands erreicht.“
Der aktuelle Nationale Inventarbericht der Bundesregierung zum Deutschen Treibhausgasinventar stellt darüber hinaus fest, dass die Treibhausgasemissionen bundesweit insgesamt zwischen 1990 und 2015 um rund 350 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zurückgegangen sind. „Die mit Abstand deutlichste Minderung – nämlich 67 Prozent – trat dabei in der Abfallwirtschaft auf, hier vor allem durch die Einführung der TaSi (Deponieverbot) ab 2005. Heute weist die deutsche Abfallwirtschaft nur noch einen Anteil von 1% an den deutschen Gesamtemissionen auf – Tendenz weiter sinkend.“
Extrapoliert auf Europa hieße das: Ausgehend von einem durchschnittlichen Abfallaufkommen in den europäischen Mitgliedsstaaten von 482 Kilogramm pro Kopf und einer Einwohnerzahl von 513 Millionen ließe sich nach dieser Betrachtungsweise durch ein konsequent durchgesetztes europäisches Deponieverbot und Recyclinggebot der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen ebenfalls um 67 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 reduzieren. Dies wäre – abgesehen von der Umstellung auf regenerative Energieerzeugung auch für den Mobilitätssektor – die größte Einzelmaßnahme zur Reduktion von klimaschädlichen Gasen. Zwar macht der Siedlungsabfall nur knapp 10 Prozent des Abfallmixes aus, enthält aber überproportional hohe Organikanteile, die beim Verrottungsprozess auf Deponien Methangas emittieren. Da Methan 25-mal klimaschädlicher als CO2 ist, ergibt sich durch ein Deponieverbot eine entsprechend große Hebelwirkung für den Klimaschutz. Man stelle sich ein weltweites Deponieverbot und vollständige Kreislaufführung aller Rohstoffe vor. Das Pariser Abkommen ließe sich erfüllen. Dem Klimawandel könnte so ein Riegel vorgeschoben werden.
Für die Richtigkeit dieser These erbringt REMONDIS tagtäglich den Beweis. Alleine das Lippewerk in Lünen spart – bestätigt durch unabhängige Analysen und als Teil der Klimaexpo NRW zertifiziert – Jahr für Jahr eine knappe halbe Million Tonnen CO2-Äquivalente. Und das Lippewerk ist nur einer von 800 Recyclingstandorten von REMONDIS weltweit.