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„Schuhe aus!“, heißt es, sobald man die Fahrerkabine von Sascha Verch (38) betreten möchte. „Durch mein Wohnzimmer zu Hause laufe ich ja auch nicht mit Schuhen!“, sagt er mit einem Augenzwinkern, während ihm sein Bruder, sein Vater und sein Sohn zustimmen. Sie alle sind Berufskraftfahrer am Standort von REMONDIS Industrie Service in Lübeck – das ist für sie nicht nur ein Job, sondern eine Leidenschaft, die zum Beruf wurde.
Bereits vor 28 Jahren begann Hans Verch (58), Industrieabfälle sicher über die Straßen Schleswig-Holsteins zu transportieren. Vor zwei Jahren folgte ihm Sohn Sascha, ein Jahr später kam auch der zweite Sohn Pascal (32) ins Team und diesen August startete nun auch Enkel Luca (16) hier seine Ausbildung zum Berufskraftfahrer. Wer die aktuellen Zahlen der Logistikbranche kennt, der weiß: Das ist eine Seltenheit. Berufskraftfahrer fehlen hierzulande in jeder Branche.
Für alle vier ist das Berufskraftfahren eine Leidenschaft, die zum Beruf geworden ist.
Der innige Berufswunsch wurde den vieren also in die Wiege gelegt. Schon der Vater von Hans war zu seinen Lebzeiten Kraftfahrer. Genauso wie er sind sie alle zunächst im Fernverkehr eingestiegen. In der Zeit haben sie viel von der Welt gesehen. Sogar der 16-jährige Luca, der bei Papa Sascha schon in Windeln auf der Beifahrerseite saß, erzählt, er habe schon jedes europäische Land außer Griechenland besucht.
„Aber das will man heute doch nicht mehr machen!“, sagt Hans. „Nur noch Stau, volle Rastplätze und heruntergekommene Sanitäranlagen. Und ganz ehrlich? Familie und Fernverkehr kann man machen, geht aber nicht gut“, führt er fort. Zurückkehren „auf die Straße“, womit unter Fachleuten die Fernfahrten gemeint sind, möchte keiner von ihnen. „Wir sind hier glücklich. Sehen unsere Familie jeden Tag, haben viel mehr Freizeit und auch Freunde“, resümiert Pascal. „Heute habe ich mit 30 Leuten regelmäßig Kontakt. Vorher war es nur einer“, ergänzt ihn sein Bruder Sascha. Und unterm Strich stimmt auch das Geld. 150 bis 200 Euro gab Pascal vorher zusätzlich im Monat für Sanitäranlagen, Parkplätze und jegliche Varianten an Fast Food aus. Das Geld und auch das ungesunde Essen kann er sich heute sparen. „Ich werde hier so schnell nicht weggehen“, ist er fest entschlossen.
Dass die Familie Verch eine besondere Verbindung zu ihrem täglichen Weggefährten hat, zeigt sich in jeder Facette. Ihre Liebe zum Fahrzeug drückt jeder auf seine Weise aus – Hans säubert seine vier Wände beispielsweise tagtäglich. Unterwegs hat er immer Ersatzschuhe und Wechselklamotten dabei. So hält er sein Fahrerhaus immer picobello. Sascha und Pascal haben sich hingegen mit Vorhängen gemütlich eingerichtet. Luca, der bis zum 18. Lebensjahr noch vom Beifahrersitz aus lernen muss, wird es ihnen nachmachen. Die gemeinsame Begeisterung kennt auch zu Hause keine Grenzen. Mittlerweile besitzen sie weit mehr als 600 Modell-LKW. So nimmt jeder von ihnen doch ein Stück Beruf mit ins eigene Wohnzimmer – und zwar keinen Schmutz, sondern die Faszination.