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Der aufwändige Umbau des Wiener Autobahnkreuzes „Knoten Prater“ hält für den Traggerüstspezialisten XERVON Austria gleich drei komplexe Aufgaben bereit: Das Unternehmen plant und montiert die Traggerüste zum Bau zweier Brücken über den Donaukanal; eine weitere Traggerüstkonstruktion wird für den Bau einer Zufahrtsrampe benötigt.
Es ist eines der großen Infrastrukturprojekte Österreichs: der auf mehrere Jahre angesetzte Umbau des Wiener „Knoten Prater“. Mit der Verknüpfung der Ostautobahn A4 und der Autobahn Südosttangente Wien A23 stellt er einen der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Ostregion dar. Dementsprechend hoch ist die Verkehrsbelastung der Straßen und Brücken.
Bauherr ist die staatliche österreichische Infrastrukturgesellschaft ASFINAG, die die ARGE „Umbau Knoten Prater“ – bestehend aus der Porr Bau GmbH und der Habau GmbH – mit der Ausführung des Projektes beauftragt hat. Als Spezialist für die Lösung der komplexen Traggerüstkonstruktionen wurde XERVON Austria von der ARGE beauftragt.
Wichtigste Baumaßnahme des gesamten Projektes ist die aus den 70er Jahren stammende Erdberger Brücke, die den Donaukanal überquert. Ihr hat das tägliche Verkehrsaufkommen über vier Jahrzehnte so stark zugesetzt, dass sie abgerissen und komplett neu gebaut werden muss. Damit der Verkehr dennoch nicht zum Erliegen kommt, werden zurzeit zunächst beidseitig der Brücke zwei neue Zusatzbrücken, sogenannte Entflechtungsbauwerke, errichtet, damit die Abbruch- und Neubauarbeiten weitestgehend ohne Verkehrsbehinderungen durchgeführt werden können. Wenn dann 2017 die neue Erdberger Brücke steht, dienen die Zusatzbrücken zur Verkehrsentflechtung, um vor allemin Stoßzeiten Staus zu vermeiden.
Seit Mai 2014 laufen die umfangreichen Traggerüstarbeiten zum Bau dieser beiden Entflechtungsbauwerke über den Donaukanal. Hinzu kommt eine weitere Überbrückung, die mit Hilfe eines Traggerüstes gebaut wird: ein Rampentragwerk, das als Abfahrt von der A23 auf das südliche Entflechtungsbauwerk führt.
„Wichtigste Anforderung an unsere Traggerüstkonstruktionen ist, dass sie alle geforderten Durchfahrtshöhen und -breiten einhalten.“
Anton Stricker, Leiter des Bereichs Traggerüste bei XERVON Austria
Ingenieur Anton Stricker, Leiter des Bereichs Traggerüste bei XERVON Austria, erläutert die Anforderungen an die Traggerüste für die beiden Entflechtungsbauwerke: „Die beiden Brücken bestehen jeweils aus acht Feldern (Hohlkastentragwerke, 12 Meter breit) mit einer Gesamtlänge von 223 Metern bzw. 237 Metern. Sie überqueren sowohl die beiden Richtungsfahrbahnen der A4 als auch mit einem etwa 45 Meter langen Hauptfeld den Donaukanal. Wichtigste Anforderung an unsere Traggerüstkonstruktionen ist, dass sie alle geforderten Durchfahrtshöhen und -breiten freihalten.“ Da sind zum einen die Fahrbahnen der Autobahn A4 sowie die diversen Auf- und Abfahrtsrampen der A23, die ungehindert passierbar bleiben müssen. Hinzu kommen die Durchfahrtsöffnungen für die Schifffahrt auf dem Donaukanal.
Die Abbruch- und Neubauarbeiten sollen weitestgehend ohne Verkehrsbehinderungen durchgeführt werden
Um all diese Anforderungen zu erfüllen, entwickelten die Traggerüstexperten eine komplexe Konstruktion aus den Basisbauteilen Stahlträger (Walzprofilträger), Rüstträger und Rüststützen (zur vertikalen Lastableitung), wofür in Summe ca. 1.000 Tonnen Material erforderlich sind. Der horizontale Traggerüstbereich, auf dem der Brückenüberbau mit der Fahrbahn hergestellt wird, besteht aus bis zu 80 Zentimeter starken Walzprofilträgern (HEB 300 bis HEB 800) in verschiedenen Längen von 5 bis 20 Metern. Das 34 Meter lange Feld in der Traggerüstmitte, das den Donaukanal überquert, wurde wegen der großen Spannweite aus schweren Rüstträgern montiert. 16 miteinander verbundene Rüstträger bilden die 12 Meter breite Überbrückung über das Wasser. Die Auflagerung dieser Konstruktion erfolgt über Querträger, Absenkvorrichtungen und vertikale schwere Rüststützen, durch die die Lasten in den Untergrund bzw. in die bereits fertigen neuen Bauwerksfundamente eingeleitet werden.
Eine besondere Herausforderung für die beiden Montageteams der Traggerüstkonstruktion war einerseits die in Nachtschichten mit Verkehrssperrungen zu verlegenden Walzprofilträger über die Verkehrsflächen und andererseits das Versetzen der 34 Meter langen Rüstträger über den Donaukanal. Um den Kraneinsatz bei dem Versetzen der Rüstträger gering zu halten, wurden alle 16 Rüstträger auf engstem Raum an der Baustelle vormontiert und dann an einem Tag zum Teil als kompletter Rüstträgerkasten (Stückgewicht ca. 18 Tonnen) und zum Teil als Einzelträger erfolgreich eingehoben.
Am nördlichen Entflechtungsbauwerk sind die Traggerüstarbeiten bis auf letzte Demontagen bereits abgeschlossen. Derzeit sind die Montageteams am südlichen Entflechtungsbauwerk im Einsatz. Bis zum Ende der Traggerüstarbeiten im April 2015 wird XERVON eine Gesamttragwerksfläche von 6.300 Quadratmetern errichtet und wieder demontiert haben.
Beim Bau von Ortbeton-Brücken nehmen sogenannte „schwere“ Traggerüste als temporäre Unterstellung die Lasten des Bauwerks auf, bis es – nach Aushärten des Betons – seine Eigentragfähigkeit erreicht hat. Dabei bildet das Traggerüst die Basis für die Schalung, die den flüssigen Beton aufnimmt und ihm seine Form gibt. Als Hauptbauelement solcher Überträgerungen dienen bei kleineren Spannweiten bis 20 Meter (z. B. Bundes- und Landesstraßen) häufig Walzprofilträger (HEB), das sind schwere Stahlträger, die bis zu einem Meter hoch sein können. Für größere Spannweiten – wie sie beispielsweise beim Überbrücken von Gewässern erforderlich sind – kommen meist sogenannte Rüstbinder zum Einsatz. Das sind spezielle Fachwerkträger aus Stahl, die die Lasten des entstehenden Bauwerks über große Spannweiten aufnehmen und über Schwerlaststützen in die Hilfs- oder Bauwerksfundamente einleiten. Mit dieser Gerüstart lassen sich Stützweiten von 18 bis zu 48 Metern realisieren – ohne zusätzliche Unterstützung. Entwickelt und montiert werden diese anspruchsvollen Traggerüstkonstruktionen ausschließlich von Fachfirmen wie XERVON Austria, die auf die Lösung solcher besonderen Herausforderungen spezialisiert sind.