Artikel versenden
Bitte füllen Sie alle Felder mit * aus und klicken Sie anschließend auf "Formular absenden".
Phosphor ist einer der wesentlichen Grundbausteine pflanzlichen und tierischen Lebens – und damit auch des Menschen. Da der Lebensbaustein immer knapper wird, intensiviert REMONDIS seine Aktivitäten im Bereich Phosphorrückgewinnung massiv.
Mit der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung gehört REMONDIS nicht nur zu den führenden „P-Recyclern“ in Europa, sondern ist auch ein wichtiger Lieferant des Fällungsmittels ALUMIN. Dieses wird benötigt, um in Kläranlagen Phosphate aus dem Abwasser zu eliminieren. Mit dem seit 2013 erforschten REMONDIS TetraPhos®-Verfahren hat REMONDIS Aqua einen Weg gefunden, um im industriellen Maßstab kostengünstig ein hochwertiges Phosphat aus Aschen von Klärschlammverbrennungsanlagen zu gewinnen, nämlich Phosphorsäure. Aus dieser wichtigen, multifunktionalen Mineralsäure werden fast alle anderen Phosphatprodukte hergestellt, vor allem Dünge- und Futtermittel. Alleine in Europa liegt der Bedarf an Phosphorsäure bei weit über einer Million Tonnen pro Jahr.
Zusammenarbeit im REMONDIS-Verbund: Das REMONDIS-TetraPhos®-Verfahren wurde gemeinsam mit der Schwestergesellschaft UCL entwickelt und in der Rostocker Kläranlage von EURAWASSER Nord optimiert.
In wenigen Jahrzehnten wird in vielen Ländern der Erde der Mineraldünger knapp, und dann geht auch die Nahrungsmittelproduktion zurück. Wichtige Bestandteile der Mineraldünger sind neben Stickstoff und Kali die Salze des Phosphors, die sogenannten Phosphate. Sie werden aus Phosphat-Erz gewonnen, das vor allem in Nordafrika und Russland abgebaut wird und natürlich – wie alle Rohstoffe – endlich ist. Im Unterschied zu den meisten anderen Rohstoffen, die der Mensch industriell nutzt und in Konsumgüter umwandelt, kann Phosphat nicht durch Alternativen ersetzt werden. Phosphate sind essentiell für alle Lebewesen auf der Erde, von der kleinsten Zelle bis zum menschlichen Knochengerüst und den zu Stoßzähnen eines Elefanten. Lange wird sich Rohphosphat-Erz nicht mehr abbauen lassen – schon bei konstantem Verbrauch gehen die wirtschaftlich gewinnbaren Vorkommen in naher Zukunft zur Neige. Um die wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können und um von den wenigen Phosphatvorkommen nicht weiter abhängig zu sein, sind neue Lösungen notwendig, vor allem im dicht besiedelten, rohstoffarmen Europa.
Die herausragende REMONDIS-Innovation ist, dass mit dem neuen REMONDIS-TetraPhos®-Verfahren phosphathaltige Klärschlammasche mit verdünnter Phosphorsäure behandelt wird. Immerhin enthält Klärschlammasche bis zu 50 Prozent Phosphatsalze, die sich in verdünnter Phosphorsäure lösen. Die Phosphorsäurelösung reichert sich dabei mit dem Phosphatanteil der Asche an und wird anschließend in vier Selektionsstufen gereinigt. So lassen sich RePacid®-Phosphorsäure für die Herstellung von Phosphaten unter anderem für die Produktion von Düngemitteln, Gips für die Baustoffindustrie, aber auch Eisen- und Aluminiumsalze gewinnen.
Das neue Verfahren ist im REMONDIS-Forschungslabor mit Unterstützung des UCL Umwelt Control Labors in Lünen entwickelt und in Zusammenarbeit mit EURAWASSER Nord auf der Zentral-Kläranlage in Rostock optimiert worden. Beim REMONDIS EURAWASSER-Forum in Bremerhaven im September wurde das patentierte Verfahren erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Hier erklärte Josef Lehmkuhl, Senior Consultant bei REMONDIS und Erfinder des Verfahrens, in seinem anschaulichen Vortrag den eigentlichen „Clou“ von REMONDIS TetraPhos®. Dieser liegt darin, dass mit der gewonnenen RePacid®-Phosphorsäure durch Kreislaufführung wieder neue Asche behandelt werden kann. Es wird also keine neue konventionell hergestellte Phosphorsäure zum Auflösen benötigt, was natürlich enorm wirtschaftlich ist. Aus 1.000 Kilogramm Asche können somit nicht nur bis zu 500 Kilogramm RePacid®-Phosphorsäure gewonnen werden, sondern auch über 500 Kilogramm Gips für die Baustoffindustrie, aber auch Eisen- und Aluminiumsalze, die wieder als Fällungsmittel zur Abwasserreinigung in Kläranlagen recycelt werden können. Das REMONDIS- TetraPhos®-Verfahren ist somit eine ideale Ergänzung zu Monoverbrennungsanlagen auf Kläranlagen. In der Kombination von Verbrennung und TetraPhos® kann, vor allem in Kombination mit Wirbelschichtfeuerungsanlagen, auch eine stoffliche Verwertung von Klärschlamm realisiert werden.
V.l.n.r.: Andreas Bankamp, Geschäftsführung REMONDIS Aqua GmbH & Co. KG, Dr. Martin Lebek, ebenfalls Mitglied der Geschäftsführung der REMONDIS Aqua GmbH & Co. KG, Sabrina Lohmar, Projektmanagement Industrie bei REMONDIS Aqua, und Josef Lehmkuhl, Senior Consultant bei REMONDIS, bei dem REMONDIS EURAWASSER-Forum in Bremerhaven
Das REMONDIS-TetraPhos®-Verfahren ist von herausragender ökologischer Effizienz und Wirtschaftlichkeit und trägt im mehrfachen Sinne zur Schonung unserer natürlichen Ressourcen bei. Es schließt mehrfach Kreisläufe und macht Europa langfristig unabhängiger von Phosphat-Importen und steigenden Rohphosphatkosten. Wie Josef Lehmkuhl immer wieder darstellte, ist eine hochinteressante Perspektive die, dass mit der RePacid®-Phosphorsäure in Kombination mit mineralischen Produkten aus der Schlachtabfallaufbereitung, wie z. B. Knochenmehlasche oder Polymat-Sediment, hochreine Düngemittel hergestellt werden können.
Leistet einen erheblichen Beitrag zur Schonung der natürlichen Ressourcen: das patentierte TetraPhos®-Verfahren von REMONDIS.
„Das neue REMONDIS-TetraPhos®-Verfahren unterstreicht einmal mehr die Philosophie von REMONDIS, dass Kläranlagen inzwischen keine Entsorgungsanlagen mehr sind, sondern Rückgewinnungsanlagen von sauberem Wasser, Energie und Mineralien“, erklärt Dr. Martin Lebek, Mitglied der Geschäftsführung der REMONDIS Aqua GmbH & Co. KG. In diesem Sinne hat REMONDIS Aqua bereits vier Patente erteilt bekommen. Im Frühjahr 2015 wird das neue Verfahren in einer Pilotanlage im Hamburger Klärwerk Köhlbrandhöft in Zusammenarbeit mit HAMBURG WASSER unter Betriebsbedingungen getestet.