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In diesem Jahr feiern die Plastikwerke Nordwalde 60-jähriges Bestehen. Aus ihnen entstand die REMONDIS-Tochter RE Plano, deren Name sich aus den Anfangssilben der drei Wörter zusammensetzt. In ihrer ersten Funktion sollten die Werke nicht zur Verwertung dienen, sondern waren zur Massenproduktion von Kunststoff in Betrieb. Doch schon bald wurden sie zum ersten Recyclingstandort der heutigen REMONDIS-Gruppe umgerüstet.
Nachdem Norbert Rethmann im westfälischen Selm die Anfänge des Kunststoffrecyclings selbst entwickelt hatte und auch erste Anlagen anschaffte, kaufte er 1982 die Plano und ließ dort den ersten Verwertungsbetrieb aufbauen. Der Standort wurde zum Zentrum des Kunststoffrecyclings. Techniken zur Aufbereitung wie Magnet- und Wirbelstromabscheider wurden hier zusammen mit Ingenieuren entwickelt und optimiert. Zunehmend schauten andere Unternehmen der Branche nach Nordwalde und versuchten, daran anzuknüpfen. Die Plano beschäftigte sich da schon mit der Weiterentwickelung: 2 Millionen DM wurden in eine zweite Aufbereitungslinie mit Zerkleinerungs-, Wasch- und Trenntechnik sowie einem neuen Extruder investiert.
Zur Einweihung erschien der damalige Umweltminister Klaus Matthiesen. Bei der Plano war man stolz, einen Markt für Regranulate geschaffen zu haben, und galt als Pionier des Kunststoffrecyclings. Doch die deutsche Bürokratie machte vorerst das Geschäft zunichte. Rohre, Paletten, Abfallbehälter – sie alle unterliegen einer DIN-Norm, die den Einsatz von Recyclingkunststoff damals nicht zuließ. Zu uneben und nicht beständig genug sei der Recyclingkunststoff, hieß es im Testergebnis. Ein Unding für den Unternehmer Rethmann, der von der Qualität seiner Kunststoffregranulate überzeugt war. Mit dem Zukauf des Lippewerks in Lünen startete er einen neuen Anlauf und suchte sich eine Nische am Markt. 1996 wurde in Lünen die zweite Anlage in Betrieb genommen, die ausschließlich Verpackungsfolien verarbeitet. Die Idee war zunächst erfolgreich, doch mit der Globalisierung entstand ein neues Problem: Riesige Mengen wurden plötzlich zu Dumpingpreisen nach China verschifft. Die entstandene Lücke machte die Anlagen defizitär. 2005 wurden beide Betriebe eingestellt.
„Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Recyclingrohstoffen ist größer geworden und hat riesiges Potenzial.”
Ralf Mandelatz, Geschäftsführer RE Plano
Der steigende Konsum und ein neues Vertriebskonzept holten die Plano aus dem Tief. In Lünen wurde zwischenzeitig die Anlage umgebaut und ging nach kurzer Zeit wieder in den Betrieb, Nordwalde blieb stillgelegt und wurde später verkauft. Geschäftsführer Ralf Mandelatz kann heute behaupten: „Die Vergangenheit können wir glücklicherweise hinter uns lassen. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Recyclingrohstoffen ist größer geworden und hat riesiges Potenzial. Neue Anwendungsgebiete für Recyclingrohstoffe werden erschlossen. Das gibt uns Investitionssicherheit und stärkt unsere Position als Marktführer.“ Am Lippewerk wird heute neben Polyethylen (HDPE) und Polypropylen (PP) auch Polyamid (PA) recycelt. Im kommenden Jahr erweitert sich das Angebot um zusätzliche Stoffströme. Ab 2018 werden auch Polystyrol (PS) und ABS aus dem Elektrorecycling sortenrein sortiert und zu hochwertigen Regranulaten und Compounds weiterverarbeitet.