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15. Dezember 2020

KI und Datenanalyse treffen auf Ressourcenschutz und Recycling

Interview mit Ludger Rethmann zum Einstieg beim Münsteraner Start-Up Westphalia

Neue Chancen für Kreislaufwirtschaft

In diesem Jahr ist REMONDIS als neuer Investor beim Westphalia DataLab (WDL) eingestiegen. Erstmals ist das Recyclingunternehmen damit Teil eines Start-ups, das sich mit Data Science und KI beschäftigt. Wie es zu dieser Entscheidung kam und welche Chancen sich dadurch für die gesamte Kreislaufwirtschaft ergeben können, erklärt Ludger Rethmann, Vorstandsvorsitzender REMONDIS, im Interview.

Herr Rethmann, das Investment von REMONDIS in Start-ups ist bislang eher ungewöhnlich. Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Einstieg beim Westphalia DataLab und vor allem im Bereich KI und Data Science?

Ludger Rethmann: Wir möchten mit unserem Engagement ein Zeichen setzen und unterstreichen, dass wir an das Geschäftsmodell des Westphalia DataLab glauben. Der Wert und die intelligente Analyse von Daten werden heute, auch insbesondere in unserer Branche, noch stark unterschätzt. Daher verfolgen wir mit der Beteiligung selbstverständlich auch das Ziel, mit Hilfe des Westphalia DataLab die uns zur Verfügung stehenden Daten bestmöglich für die Unternehmensgruppe nutzen zu können. Darüber hinaus wollen wir den IT-Standort Münster mit einem IT-Unternehmen stärken, das vertrauensvoll mit dem Informationsschatz anderer Unternehmen umgeht, sie analysiert und Prozesse dadurch effizienter und intelligenter gestaltet.

Wo sehen Sie persönlich Möglichkeiten, mit intelligenten technologischen Werkzeugen die Leistung von REMONDIS zu verbessern?

Ludger Rethmann: In unserer Branche steckt definitiv noch viel Potenzial darin, Prozesse, Produkte und Dienstleistungen mit Hilfe von IT-Technologien zu verbessern. Entlang der Wertschöpfungskette gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, angefangen bei der Abfallsammlung über die Sortierung von Abfällen bis hin zur Verwertung, dem eigentlichen Recycling. Das erste Glied unserer Dienstleistungskette findet sich naturgemäß entlang der Straße. Die Optimierung von Abfallsammeltouren beispielsweise kann durch künstliche Intelligenz nicht nur effizienter, sondern auch umweltfreundlicher gestaltet werden. Ein weiteres großes Thema ist die Sortenreinheit von Abfällen. Grundsätzlich gilt: Je besser ein Abfallstoff getrennt erfasst wird, desto besser ist die Qualität des Recyclingrohstoffs. Daher spielt auch die Erkennung von Störstoffen in Abfällen eine große Rolle. Mit Hilfe von modernster Bilderkennungstechnologie und Deep-Learning-Algorithmen ist es möglich, vollautomatisiert Störelemente zu identifizieren, zu selektieren und zu entfernen. KI könnte hier zu geringeren Kosten bei der Aufbereitung beitragen und gleichzeitig echten Ressourcenschutz leisten, da die Recyclingfähigkeit der Stoffströme enorm verbessert würde. Auch für unsere kommunalen Kunden kann ich mir einen großen Mehrwert errechnen. Für Dienstleister im Bereich Abwasser und Trinkwasser spielen derzeit Starkregenereignisse und Trockenzeiten eine große Rolle. KI macht es ebenfalls möglich, eine genauere Wettervorhersage zu erstellen und dadurch die Auslastung und den Verschleiß von Pumpenanlagen zu verbessern.

„Der Wert und die intelligente Analyse von Daten werden heute, auch insbesondere in unserer Branche, noch stark unterschätzt.”

Ludger Rethmann, Vorstandsvorsitzender REMONDIS

Auch für das WDL ist der Einstieg von REMONDIS als größtem deutschem Recyclingunternehmen von großer Bedeutung. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Ludger Rethmann: Das Thema Big Data ist sicher eines, das in vielen traditionsreichen, eher konservativen Familienunternehmen mit Vorsicht angegangen wird. Im westfälischen Familienunternehmen wie REMONDIS allemal. Mit den Leitlinien stets im Hinterkopf und dem Ziel vor Augen, auch morgen noch Deutschlands größter privater Dienstleister für Recycling, Service und Wasser zu sein, war man daher auf der Suche nach vertrauensvollen Partnern in diesem Bereich. Die bodenständige und kollegiale Art des WDL hat es geschafft, uns in kurzer Zeit von diesem teilweise eher komplizierten Thema zu überzeugen und in unserer Unternehmung akzeptiert und geschätzt zu werden. Weit weg vom eigentlichen operativen Business der REMONDIS-Gruppe ist es ihm gelungen, unsere Branche schnell zu verstehen und uns echte Mehrwerte für Produkte und Dienstleistungen unkompliziert aufzuführen.

Welche Eigenschaften begeistern Sie am Westphalia DataLab?

Ludger Rethmann: Das WDL ist in der Lage, extrem schnell unsere Prozesse zu verstehen und uns Potenziale für Verbesserungen vor Augen zu halten. Es ist erstaunlich, was beim Querdenken so alles ans Tageslicht kommt, und es macht hier Sinn, auch von außen auf das Unternehmen zu blicken. Wir sind sehr offen und dankbar für das Feedback und die Ideen des WDL.

Haben Sie konkrete Pläne für das Westphalia DataLab, jetzt wo sie als Investor eingestiegen sind?

Ludger Rethmann: Gemeinsam mit dem WDL und den anderen Familienunternehmern wollen wir ein Unternehmen aus Münster am Markt etablieren, dessen Know-how im besten Fall nicht nur unserer Branche, der Kreislaufwirtschaft, sondern vielen anderen Branchen zugutekommt. Hier geht es in erster Linie darum, KI und Datenanalysen für mehr Ressourcenschutz und Recycling sinnvoll einzusetzen. Denn das eine schließt das andere in keiner Weise aus, ganz im Gegenteil.

Ludger Rethmann, Vorstandsvorsitzender REMONDIS

Bildnachweise: Bild 1: Adobe Stock: 317526654, Urheber: iuriimotov, Bild 2: © REMONDIS

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